Wenig ist bisher über die landwirtschaftlichen Versuchsgüter der SS in der Umgebung des KZ Ravensbrück und im sog. Interessengebiet Auschwitz bekannt. Die beiden Orte waren durch die 1939 gegründete "Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung GmbH" (DVA) miteinander verbunden, die vielfältige Interessens- und Forschungsschwerpunkte verfolgte. Neben Ersatzstoff-/Forschung für Autarkie und Versuchen mit der naturnahen, biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise war die geplante Ostexpansion mit der Sicherung von Einflusssphären ein wichtiges Forschungsfeld. Innerhalb kürzester Zeit wurden über 30 Versuchsgüter und Forschungsstationen aufgebaut und über 100 Landwirtschaftsbetriebe im Generalgouvernement und der Sowjetunion (treuhänderisch) verwaltet.
Im Vortag werden die landwirtschaftlichen Arbeiten der DVA am Beispiel der Standorte Auschwitz und Ravensbrück vorgestellt. Berichte und Erinnerungen ehemaliger KZ-Häftlinge sind die Grundlage für eine Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Versuchsreihen und Lebensbedingungen und ermöglichen es, die Verzahnung der beiden Standorte aufzuzeigen und die unterschiedlichen Formen des Sprechens in den Erinnerungsberichten selbst zu analysieren.
Tanja Kinzel und Kristin Witte sind wissenschaftliche Mitarbeiterinnen in dem Forschungsprojekt "Die SS-Versuchsgüter des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück und die Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung GmbH (DVA)" der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.